Energiehaushalt

Beim Spielen steht dir nur eine bestimmte Menge an Luft zur Verfügung, bevor du einatmen musst. Diese Luft will in Schwingung versetzt und moduliert werden. Atmen, Lippenflattern und Tonmanipulationen sind mit einer gewissen Anstrengung verbunden und brauchen Kraft, von der dir aber ebenfalls nur eine begrenzte Menge zur Verfügung steht. Mit deiner Kraft wirst du also haushalten müssen.

Es ist daher relevant zu wissen, welche Faktoren auf deinen Energieverbrauch Einfluss nehmen und wie sie sich gegenseitig bedingen.

Die wichtigsten 5 Einflussfaktoren sind meines Erachtens nach:

  1. Tonqualität
  2. Technische Präzision
  3. Komplexität der Spielweise
  4. Geschwindigkeit
  5. Lautstärke

Die ersten drei sind Qualitätsmerkmale, die letzten beiden sind Quantitätsmerkmale.

Diese Merkmale kannst du nicht alle gleichzeitig mit maximaler Aufmerksamkeit und Kraft bedienen. Beispielsweise geht eine höhere Lautstärke zulasten der Tonqualität, während ein schnelles und präzises Spiel zulasten der Komplexität geht. Sich solcher Merkmale und ihrer Abhängigkeiten bewusst zu sein, ist für ein ausgeglichenes Spiel essentiell.

Einfluss auf die Selbst-Wahrnehmung

Das Didgeridoo-Spielen hilft dir, bewusster auf einige Dinge an und in deinem Körper zu achten, insbesondere deine Atmung und dein Wohlbefinden stehen im Fokus: Wie viel Luft habe ich noch, wann sollte ich atmen, habe ich zu viel geatmet, wie geht es mir damit?

Diese Form der Achtsamkeit auf dein körperliches Wohlbefinden hat dann positive Auswirkungen auf:

  • deine Wahrnehmung deines Körpers und deiner Emotionen, die dir bewusster werden,
  • deine Gestaltung von Ruhephasen, da du Anstrengung deutlicher spüren kannst,
  • deine Art, dich selbst zu fühlen wird intensiviert und mag zu einer neuen Form der Selbstwahrnehmung führen.

Spielen ist Singen

Das Didgeridoo macht nichts, außer das zu modifizieren, was du selbst hineingibst: eine schwingende Luftsäule. Sie verlässt an den Lippen deinen Körper. Das Flattern der Lippen erzeugt die Schwingung in der ausgeatmeten Luft. Bis zu diesem Moment bist du in der Lage, diese Luftsäule selbst zu manipulieren. Was du also spielen willst, musst du sprechen oder besser: singen können! Oder andersherum: Was du nicht aussprechen kannst, kannst du auch nicht spielen. Unser gesamter Sprech- und Atemapparat ist damit die wichtigste Komponente bei der Klangbildung.

Grundton erzeugen

Jedes Didgeridoo hat genau eine Grundfrequenz, in der es schwingt, den sogenannten Grundton. Diese Grundfrequenzen liegen in der Regel zwischen 65 Hz (C) und 92 Hz (G), also zwei Oktaven unter dem Kammerton a mit 440 Hz (siehe hierzu Frequenzen der gleichstufigen Stimmung).

Um einen solchen Grundton zu erzeugen, müssen deine Lippen in exakt der Frequenz schwingen, die der Grundfrequenz deines Didgeridoos entspricht. Dazu lässt du deine Lippen locker flattern. Dabei öffnen und schließen sie sich ganz von alleine und versetzen so die ausgeatmete Luft in Schwingung. Das Problem dabei ist, nur die Lippenmitte im Bereich unter der Nase flattern zu lassen, während die Lippenränder zu den Wangen hin möglichst angespannt bleiben.

Die Wangen liegen dabei eng an den Zähnen an und sind nicht aufgebläht, die beiden Kiefer bzw. die Zähne liegen fast aufeinander. Wichtig ist auch, nicht zu überblasen, also niemals tief einzuatmen und mit vollen Wangen zu pusten! Vielmehr soll ein druckvoller Luftstrom durch die enge Lippenöffnung fließen, sodass dort das Flattern der Lippe optimal angeregt werden kann. Das Verhältnis von Lippenspannung und Atemdruck ist entscheidend für die Stabilität der Luftsäule und damit für die Qualität des Grundtons. Flattern deine Lippen nicht oder zu wenig, hörst du keinen Ton oder nur ein Rauschen; sind sie zu fest angespannt, ergibt sich eher ein quitschiger Ton. Ist dein Druck zu gering, klingt der Ton leise und unter der Grundfrequenz deines Didgeridoos; ist er zu groß, liegt dein Ton über der Grundfrequenz. Das optimale Verhältnis spürst du ganz deutlich dann, wenn die Vibration des Didgeridoos auch dein Gesicht vibrieren lässt.

Den Anpressdruck der Lippen am Mundstück und die Lage der Lippen musst du ebenfalls beachten: Lege das Mundstück des Didgeridoos vollständig am Mund an, so dass es an den Rändern gut abgedichtet ist und hier keine Luft entweichen kann. Die Lippenöffnung kann zunächst möglichst mittig zum Mundstück platziert sein. Für ein optimales Passgefühl kannst du das Mundstück höher oder tiefer ansetzen. Teste einfach, wie es sich für dich am besten anfühlt und du einen soliden Grundton erzeugen kannst.

Obertöne und Stimme

Häufig hört man, dass der Klang des Didgeridoos sich aus einem Grundton und vielen Obertönen ergibt. Genau genommen, ist sein Grundton selbst schon mit vielfältigen Obertönen gefärbt, die ja gerade die Klangcharakteristik des Didges ausmachen. Ein reiner Grundton wäre nur ein Sinuston. Er heißt so, weil er im Spektrometer als Sinuskurve erscheint. Sobald weitere Frequenzen diesen Ton anreichern, interferieren sie miteinander und erzeugen eine komplexere Klangkurve, die wir dann als „typisch“ für etwas wahrnehmen. Der typische Didge-Sound ist also schon sehr reich an Obertönen.

An der Tonlage des Didgeridoos und damit an seiner Grundfrequenz können wir so gut wie nichts ändern (wir müssten es dazu kürzer oder länger machen). Die Obertöne jedoch können wir manipulieren, indem wir mit der Zunge Vokale formen, gerade so, wie wenn du „u-o-a-e-i“ flüsterst. Natürlich sind auch „ä-ö-ü“ oder „eu-ai-ei-ui“ oder sonstige Vokalkombinationen möglich und hören sich am Didgeridoo jeweils recht unterschiedlich an.

Wieder anders klingen diese Vokale, wenn du sie nicht flüsterst, sondern unter Einsatz deiner Stimmbänder ganz normal aussprichst. Die Stimmbänder modifizieren die ausgeatmete Luftsäule bereits am Kehlkopf, noch bevor die Zunge ihr Übriges dazutut. Am Didgeridoo nehmen wir dann einen knatternden Ton wahr, der sich deutlich von der geflüsterten Variante unterscheidet.

Tierlaute und Huptöne

Mit der Stimme können auch Tiere immittiert werden. Recht beliebt ist das Bellen von Hund oder Dingo, das Nachahmen von Vogelrufen, Affenschreien oder was sonst die Natur lauthals belebt. Um einen Tierruf auszustoßen, ziehst du das Zwerchfell ruckartig zusammen und verengst den Kehlkopf. Der Luftstoß kommt also von dort unten und ist kein Auspressen der Luft aus dem Brustkorb. Das wäre nicht schnell und druckvoll genug und würde schlicht ein Überblasen des Grundtons bewirken.

Mit Hupton ist eine Art Trompetenton gemeint. Du erzeugst ihn durch eine Verengung der Lippen. Diese flattern dann nicht mehr so locker wie üblich, sondern sind sehr angespannt und verlangen nach einem hohen Luftdruck beim Ausatmen. Um beides zu bewirken, nimmst du am besten die Zunge zur Hilfe: Sie liegt hinter den Zähnen wie bei „d“ oder „t“ und wird ruckartig zurückgezogen, um den Luftstrom schlagartig freizugeben. Es gibt verschiedene Techniken, um Huptöne auf verschiedene Weisen zu erzeugen, die dann auch leicht unterschiedlich klingen.

Jedes Didgeridoo hat charakteristische Tonlagen für seine Huptöne. Sie wollen also erst gefunden werden. Meistens gibt es nicht nur einen, sondern eher zwei und bis zu fünf, je nach Bauart des Didgeridoos. Die jeweiligen Frequenzen der Huptöne deines Didgeridoos liegen bisweilen recht weit auseinander, sodass es einige Übung und Anstrengung braucht, die höheren zu erwischen.

Übung für Pull & Push

Zwei gute Übungen, um verschiedene Atemtechniken zu erlernen, sind „ta-ka-wa-ka“ für den pull breath und „ta-ta-tum-wi“ für den push breath:

  1. ta-ka wa-ka: Zwei Sprechsilben „ta“ (variabler Vokal) und „ka“, wobei „ka“ eine Kieferbewegung nach unten verlangt, „wa“ als der Moment, in dem du die Luft durch eine Kieferbewegung nach oben aus dem Mund auspresst und dabei GLEICHZEITIG durch die Nase einatmest, und „ka“ ist wieder eine normale Sprechsilbe. Zusammen klingt das wie das Geräusch einer alten Dampflock.
  2. ta-ta-tum-wi: Zwei Sprechsilben „ta“ und „ta“ (variable Vokale), dann die Stoßsilbe „tum“ – hierbei erfolgt der push wie bei einem Trommelschlag auf dem „tu“ und das Zurückziehen von Wange und Zwerchfell auf dem „m“, wobei dann die Luft aus dem Mund ausströmt und GLEICHZEITIG neue Luft durch die Nase einströmen kann, und „wi“ ist dann wieder eine Sprechsilbe mit Ausatmen. Das „m“ im „tum“ mag etwas verwirren, denn es würde als gesprochener Konsonant geschlossene und nicht flatternde Lippen verlangen. Gedacht ist hier der Nasallaut, der beim Sprechen von „ng“ entsteht. Ein besonders netter Effekt in dieser Übung entsteht, wenn du „tata“ ohne Stimme und „wi“ mit tiefer Stimme spielst.

Beide Übungen lassen sich zu „taka-waka-tum-wi“ vereinen und schnell spielen, was dann wie eine Dampflock in voller Fahrt klingt.

Zirkularatmung / Pull

Das größte Geheimnis des Didgeridoos ist wohl die Frage: „Und wie atme ich, ohne dass ich aufhören muss zu spielen?“ Die geheimnisvollste Antworte darauf lautet wohl: „Ganz einfach: Durch die Nase!“

Am Didgeridoo entsteht ein Ton ja nur dann, wenn seine Luftsäule schwingt, und das geht eben zunächst durch Ausatmen der Luft aus den Lungen durch den Mund. Beim Einatmen von Luft durch den Mund in die Lungen kann aber nicht gleichzeitig Luft aus den Lungen herausströmen, denn die Luftröhre ist immer nur in eine Richtung nutzbar. Auch beim Einatmen durch die Nase kannst du also nicht gleichzeitig über die Lungen ausatmen. Die einzige Möglichkeit, in genau der Zeit, in der du durch die Nase einatmest, einen Luftstrom in das Didgeridoo abzugeben, ist – Achtung: Geheimnis wird gelüftet! – die im Mundraum verbliebene Luft auszupressen, ganz so, als hättest du Wasser im Mund und entließest es in einem dünnen Strahl durch die angespitzten Lippen ins Freie – bloß nicht schlucken, und um das zu verhindern, verschließt die Zunge am Gaumensegel den Mundraum und trennt ihn damit vom Rachenraum ab, genau wie es passiert, wenn du den Laut „ng“ wie in „Engel“ oder „Gong“ sprichst. Dennoch müssen beim Auspressen der Luft aus dem Mundraum die Lippen weiterhin locker flattern, denn nur dabei bleibt der Ton erhalten. Das alles zu koordinieren, erfordert viel Übung und braucht vermutlich einen Lehrer, der sehen und korrigieren kann, was du gerade tust oder nicht tust.

Mit diesem Wissen können wir einen Kreislauf im Luftstrom beschreiben, den wir Zirkularatmung nennen:

  1. Luft aus den Lungen durch den Mund bei engen Wangen ausatmen
  2. Beim Ausatmen Luft im Mundraum sammeln (zum Beispiel durch Aufblähen der Wangen oder Herunterklappen des Kiefers wie beim „a“)
  3. Luft aus dem Mundraum auspressen (zum Beispiel durch Zusammenziehen der Wangen oder Heraufziehen des Kiefers) und DABEI GLEICHZEITIG Luft durch die Nase einziehen
  4. Wieder Luft durch den Mund ausatmen (also wieder Schritt 1.)

In Schritt 2 gelangt je nach Ausprägung der Mund- oder Wangenbewegung unterschiedlich viel Luft in deinen Mundraum: das Aufblähen der Wangen gibt dir mehr Luft als das Herunterziehen des Kiefers in einer Kaubewegung. Je mehr Luft du im Mundraum hast, desto länger kannst du sie auspressen und desto mehr Zeit und Ruhe hast du, währenddessen Luft durch die Nase einzuatmen.

Dieses Einatmen durch die Nase nennt man bisweilen auch deswegen „aktive Atmung“ (im Englischen besser: pull breath), weil der Brustkorb bzw. das Zwerchfell hier aus eigener Kraftanstregnung geweitet werden müssen und die Luft aktiv durch Muskelanstrengung eingesaugt wird.

Eine andere Art der Atmung ist der sogenannte push breath. Dabei wird der Mundraum durch einen kräftigen Stoß des Zwerchfells mit Luft gefüllt und die Wangen geweitet, wodurch die Luft sofort wie von selbst wieder aus dem Mund entweichen will. Der Atemzyklus wird damit sehr kurz und schnell ausgeführt.

Zirkularatmung / Push

Eine weitere Ausprägung der Zirkularatmung ist die sogenannte „passive Atmung“. Dieser Begriff suggeriert etwas, das so nicht ganz richtig ist: nämlich, dass du hier gar nichts tun müsstest. Im Gegenteil: Die Luft in deinen Lungen wird mit einem sehr aktiven(!) und kräftigen Stoß (push) des Zwerchfells durch den Mund ausgeatmet. Stelle es dir vielleicht so vor, als müsstest du die Kerzen auf einem Geburtstagskuchen alle auf einmal und aus 2 Meter Entfernung auspusten. Dabei füllt sich automatisch dein Mundraum mit Luft, deine Wangen werden geweitet, wenngleich auch deutlich weniger als bei einer ausgeprägten Wangen- oder Kieferbewegung, wie beim pull breath beschrieben.

Nach diesem push oder bounce breath, der eine aktive Anstrengung erfordert, wollen die aufgeblähten Wangen wie auch das kontrahierte Zwerchfell – und hier kommt der passive Gedanke ins Spiel – sich wieder entspannen und in ihre Ausgangslage zurückkommen. Dies ist der Moment, in dem die Luft wie von selbst durch die Nase in die Lungen strömen kann: Beim Entspannen des Zwerchfells wird sie ganz von alleine eingesogen (daher der Name „passive Atmung“). In genau diesem, wenn auch nur sehr kurzen Moment, presst du die verbliebene Luft aus dem Mundraum, und auch hierbei musst du die Lippen natürlich am Flattern halten.

Über den Namen

Es gibt sehr viele verschiedene Namen für das Instrument je Clan und Sprachraum. Die für uns bekanntesten Namen aus Arnhem Land sind Yidaki und Mago. Yidaki ist der Yolngu-Name für das Didgeridoo; Mandapul ist seit 2011 der offizielle Yolngu-Name für Yidaki – siehe dazu einen Eintrag in der englisch-sprachigen Wikipedia. Mit diesen Namen verbinden wir sowohl Bauweisen als auch Spieltechniken.

Für den Namen „Didgeridoo“ gibt es verschiedene Begründungen (siehe dazu auch Wikipedia: Didgeridoo):

  • Der Name stamme aus dem Irischen: dúdaire dúth (gesprochen dudscherreh duh, übersetzt: Horn der Eingeborenen) – klingt sehr plausibel.
  • Der Name sei von der häufig zu hören gewesenden Klangsilbenfolge „Di-de-ri-du“ abgeleitet.
  • Umgekehrt ist es aber ebenfalls denkbar: Es lässt sich fast jede Silbenfolge auf dem Didgeridoo nachahmen. Daher fällt es nicht schwer, ein „typisches“ Klangbild, das sich wie „Didgeridoo“ anhört, zu erzeugen. Was also war zuerst: Henne oder Ei?

Alter des Didgeridoos

Das Didgeridoo wird oft und gerne als das älteste oder mindestens als eines der ältesten Blasinstrument der Menschheit bezeichnet. Eine Übertreibung oder gar Mythos? Gut möglich, denn Archäologien schätzen anhand von Felsmalereien der Aborigines das Alter des Didgeridoo auf lediglich 2500 bis 3500 Jahre (vgl. Wikipedia). Das ist die Zeit um 1000 vor Christus – die Pyramiden von Gizeh entstanden etwa von 2620 bis 2500 v. Chr., waren zu diesem Zeitpunkt also schon gut 1500 Jahre alt, und die alten Ägypter hatten fantastische Blasinstrumente, wie zum Beispiel das Arghul.

In den Legenden der Clans gehe das Didgeridoo auf die Traumzeit zurück. Vielleicht ist das der Grund dafür, warum das Alter des Didgeridoos gerne mit 20.000, 40.000 oder sogar 100.000 Jahren beziffert wird. Bei dieser Annahme ist jedoch zu bedenken, dass die ersten Menschen denjenigen Erdteil, aus dem Australien, Neu-Guinea und Tasmanien hervorgingen, in der Zeit von vor 40.000 bis vor 60.000 Jahren überhaupt erst besiedelten.

Die nachweislich ältesten Blasinstrumente der Welt haben ein Alter von 40.000 Jahren und wurden auf der Schwäbischen Alb gefunden. Es darf also bezweifelt werden, dass das Didgeridoo tatsächlich das älteste Blasinstrument ist.

Und ehrlich gesagt: Sein Alter trägt für mich nicht dazu bei, die Klänge des Instruments zu mögen.

Yidaki und Mago

Die Namen Yidaki und Mago lassen auch eine bauliche Unterscheidung zu und können, zumindest ganz grob, als grundlegende Bautypen angesehen werden (siehe dazu auch Stile auf Manikay.com):

  • Das Yidaki stammt aus dem Nordosten von Arnhem Land.  Es ist relativ dickwandig, im Halsbereich eher engröhrig bzw. sich im Klangtrichter weitend, auch mit ungeradem oder ungleichmäßigem Fraßgang oder aus nicht zwingend geradem Holz gewachsen, recht gut mit Obertönen ausgestattet. Es klingt irgendwie „erdig“. Huptöne lassen sich ganz gut und oft in 2 oder sogar 3 Tonlagen erzeugen.
  • Das Mago hingegen stammt aus dem Südwesten von Arnhem Land und ist eher kürzer gebaut, deutlich dünnwandiger als das Yidaki, im Allgemeinen aus geradlinig gewachsenem Holz, nicht zwingend engröhrig, ebenfalls sehr reich an Obertönen, klingt aber deutlich „melodischer“. Im Wangga-Stil spielt man es eher weich und sanft, um den dennoch auch erdigen Klang „schön“ klingen zu lassen, man stellt also die Vokale heraus. Im Kun-Borrk-Stil (oder auch Gunborrk/Gunbarrk) wird es mit deutlich härterem Zungenschlag gespielt, es klingt „höhliger“ und wirkt ruppiger. Die Konsonanten stehen im Vordergrund. Passende Magos für diesen Stil sind nochmal dünnwandiger, eher konisch statt geradlinig gewachsen und mitunter mit deutlich größerem Innenraum als bei einem Yidaki. Huptöne sind so oder so schon eine Herausforderung auf dem Mago.

Klangphysik

Klangphysikalisch handelt es sich bei einem Didgeridoo um ein Lippenton-Aerophon mit Unterbrechungstechnik, siehe Wikipedia: Aerophon.

Es wird als eines der komplexesten Blasinstrumente genannt, wenn man auf die Bildung des gehörten Tons im Instrumentkorpus abstrahiert: Der jedem Didgeridoo eigene und typische Klang entsteht nämlich letztlich durch die Variationen des Umfangs des Fraßgangs. Und dieser ist je ausgefressenem Instrument natürlich anders. Das bedeutet: Würde man eine computertomographische Aufnahme des Instrument erstellen, also eine scheibenweise Bildersequenz vom Mundstück bis zum Auslass ansehen, so zeigte jede dieser Scheiben in ihrem Innern eine geometrische Figur als Umriss des Fraßgangs. Diese Figur hat einen Umfang, und die Veränderung des zahlenmäßigen Umfangwertes entlang des Rohrs (und nicht die spezielle Form der Figur) prägt den gehörten Klang. Für die Tonhöhe ist lediglich die Länge im Zusammenspiel mit der jeweils konisch oder zylindrisch verlaufenden Form des Holzstücks maßgebend. Siehe dazu zum Beispiel das Buch von David Lindner: „Das Didgeridoo-Phänomen: Von der Urzeit zur Moderne.“

Einfluss auf dein Sprechen

Das Didgeridoo-Spielen greift in deinen gesamten Sprech- und Atemapparat ein, da viele feine Muskeln und Mechanismen koordiniert werden müssen. Insbesondere die Wahrnehmung der Zungenposition und des Lufthaushalts sind von zentraler Bedeutung.

Das absichtliche und gezielte Ansteuern des Sprech- und Atemapparats hat dann positive Auswirkungen auf:

  • dein Bewusstsein um deine Atmung, mit der du deine Ruhe beim Sprechen verbessern kannst,
  • deine Stimmlage, da du verschiedene Aspekte der Stimme zu beherrschen lernst und dich darüber in die sogenannte Stimmmittellage bringen kannst,
  • deine Sprechtechnik, die dich im Raum und in der Kommunikation präsenter werden lässt.

Auswirkungen auf Schnarchen und Apnoe

Immer wieder hört man, dass sich das Spielen des Didgeridoos positiv auf das Schnarchen und die Apnoe, das Aussetzen der Atmung im Schlaf, auswirken soll. Medizinisch bewiesen ist es nicht, wenngleich es Hinweise in diese Richtung gibt (vgl. British Medical Journal, BMJ 2006). Vorstellbar ist es allemal, denn es wird der gesamte Atemapparat trainiert und vor allem der Zungenmuskel gestärkt. Auch wird uns unsere Atmung bewusster, wir werden achtsamer. Ob sich durch das Spielen bei dir aber tatsächlich eine Verbesserung des Schlafs einstellen mag, ist eine individuelle Frage und wird sich nur mit Geduld und über die Zeit herausfinden lassen.

Da ich nicht therapeutisch arbeite, biete ich keine auf Apnoe oder Schnarchen abzielenden Übungen an. Bei mir lernst du schlicht, das Didgeridoo zu spielen. Welche Wirkungen das bei dir auslösen mag, unterliegt nicht meinem gezielten Einfluss.

Effekte für das Meditieren

Das Didgeridoo-Spielen fördert eine wichtige Grundlagen zur Meditation, nämlich das bewusste Atmen. Eine gängige Praxis, um mit einer Meditation zu beginnen, ist das Beobachten des Atmens und das bewusste Eintreten in einen Atemrhythmus.

Die Arbeit des Zwerchfells von der Tätigkeit der Brustmuskulatur zu unterscheiden und beide zu verfolgen, lernt man beim Didgeridoo-Spielen sehr schnell. Auch die willentliche Kontrolle dieser beiden Atmungsaspekte werden hier eingeübt. Dies ist notwendig, um beim Spielen die Atmung eben genau dort in das gespielte Stück einbauen zu können, wo sie rhythmisch zwingend oder passend ist. Zudem wird erst durch die kontrollierte Länge und Tiefe der Atmung das freie, insbesondere meditative Spiel, das sich ja durch lange und vorwiegend ruhige Passagen auszeichnet, überhaupt ermöglicht. Man muss schon sehr genau auf die Atmenbedarfe des Körpers achten, damit nicht zu viel oder zu wenig Atmenluft in den Lungen das Wohlbefinden beim Spielen stört.

Dieses achtsame und bewusste Atmen kannst du dann als Erfahrung mit in deine Meditation nehmen. Und umgekehrt: Bist du geübt im Meditieren oder dem Achtsamsein, kannst du diese Erfahrung ins Didgeridoo-Spielen einfließen lassen.

Herkunft des Didgeridoos

Ursprünglich stammt das Instrument aus dem im Norden von Australien liegenden Arnhem Land. Seit den 1950ern wurde es im Rest Australiens bekannt und in Europa seit den 1960ern gezeigt (siehe dazu Wikipedia: D*v*d Bl*n*s*). Die Olympischen Spiele 2000 in Sydney brachten die Instrumente schließlich in die Wahrnehmung der Öffentlichkeit und in die sich dann anschließende Massenproduktion. Hier verliert sich die Qualität sowohl im Klang als auch bei der Bemalung. Heute stammen viele Instrumente aus Indonesien. Sie werden entweder aus dort geernteten Hölzern gefertigt, oder es werden australische Eukalyptusstämme exportiert, bemalt und dann reimportiert. Zu den „echten“ Didgeridoos kannst du bei Instrumentkategorien etwas nachlesen.

Verwendung in Zeremonien

Das Digeridoo dient den Aborigines als kulturelles, rituelles und spirituelles Instrument zur Begleitung von Tänzen und Zeremonien, zur Darstellung von erlebten Ereignissen, etwa einer Jagd oder dem beobachteten Verhalten von Tieren, und zum Erzählen von Geschichten und Liedern der Traumzeit. Diese Lieder werden als rhythmische Muster stets gleich und mit wenig bis kaum Variantionen oder Improvisationen wiedergegeben, egal wer das Instrument spielt. Hier geht es also nicht um den Spieler selbst, sondern um den Inhalt des Gespielten: Je mehr das Spiel zeremoniellen Zwecken dient, desto strenger sind die „Spielregeln“.

Für einen ersten Einblick in die Kultur der Aborigines empfehle ich http://www.aboriginalculture.com.au.

Traditionelle Instrumente

Traditionelle Didgeridoo (siehe auch Kategorien) werden von Aborigines aus hohlen Stämmen verschiedener Eukalyptus-Arten gebaut. Die Stämme werden von Termiten ausgehöhlt, wobei der Fraßgang den individuellen Klang des Didgeridoos maßgeblich mitbestimmt. Das richtige Stück im australischen Busch zu finden und daraus ein wirklich gutes Didgeridoo zu machen, ist eine traditionelle Handwerkskunst, und das nötige Wissen wird innerhalb der Clan-Familien weitergegeben.

Bei Instrumenten aus Bambus ist eine hohe Klangqualität meist nur bei wirklich alten Instrumenten gegeben. Es gibt auch Didgeridoos aus Jack Fruit, die günstig zubekommen sind und daher auch nur begrenzt schön klingen. Ebenso gerne wird Teak-Holz verwendet, das dann aber häufig aus indonesischer Herkunft stammt und auch nicht an die echten Eukas herankommt. In Europa werden auch andere Holzarten verwendet, dann auch in der sog. Sandwich-Technik bearbeitet. PVC-Rohre, Metallrohre, Fiberglas, Glasfaser oder auch Papier-Leim-Mischungen sind ebenfalls anzutreffen.

Bemalung

Die Kunst der indigenen Bevölkerung Australiens findet ihre Übertragung auch auf Didgeridoos. Sie ist regional sehr verschieden. Zwei Regionen lassen sich besonders gut gegeneinander abgrenzen: die der Yolngu in Arnhem Land und die der Spinifex in der Great Victoria Desert in Westaustralien (zu australischer Aborigines Kunst empfehle ich die Galerie Artkelch):

  1. Die Bemalung der Yolngu wird traditionell mit Naturfarben aus Ton, Lehm, Kalk und Kohle in den entsprechenden „Erdfarben“ gestaltet und mit Pinseln aus Grashalmen  oder feinen Haarpinseln aufgetragen (siehe dazu zum Beispiel didjiman’s Seiten). Insbesondere zwei Maltechniken treten hier auf:
    • rarrk im westlichen Arnhem Land bzw. marvat im östlichen Arnhem Land, die mit der sog. Cross Hatching-Technik Strichzeichnungen zum Gegenstand hat. Ihr Ursprung liegt im Clan-Design. Diese Technik wird auch heute noch in Zeremonien zur Körperbemalung genutzt. Eine ergänzende oder umgebende Bildgestaltung nimmt Motive des Clan-Designs auf, etwa Clan-typische Streifenmuster, oder zeigt abstrakte Natursituationen wie Buschgras oder Nahrungsquellen. Die Strichzeichnungen der Yolngu (siehe Beispiele bei Artkelch) grenzen sich stilistisch auch davon ab.
    • X-ray, bei der Tiere oder Menschen im Umriss gezeigt und ihre Innereien oder Knochen anatomisch angenähert wie im Röntgenbild aufgemalt werden.
  2. Die Spinifex (siehe bzgl. ihrer Kunst auch Japingka) nutzen seit Anfang der 1970er Jahre eine Technik, die von Geoffrey Bardon in Papunya eingeführt wurde (siehe dazu Wikipedia: Geoffrey Bardon und vor allem das Honigtopfameisen-Wandgemälde):
    • Dot-Painting (siehe dazu CreativeSpirits.info). Hierbei wird Acrylfarbe genutzt. Das Farbspektrum ist dabei breiter als das traditionelle, die Farben wirken logischerweise glänzender und frischer. Vielleicht aus diesen Gründen ist diese Technik insbesondere bei der Bemalung von Didgeridoos beliebt, die aus Indonesien importiert werden und die mit dem eigentlichen Dot-Painting nur noch das Verwenden von Farbpunkten gemeinsam haben. Häufig kommen dabei Maschinen zum Einsatz, die zuvor auf Folien aufgebrachte Bildnisse auf das Holz übertragen.

Das ursprüngliche Dot-Painting ist seither auch in anderen Gegenden Australiens anzutreffen, etwa in der Utopia-Community nördlich von Alice Springs, wobei sich die Malstile auch wieder von der Spinifex-Variante unterscheiden. Die unten zu sehenden Didgeridoos stammen aus der Alice Springs-Gegend, das blau bemalte ist definitiv ein Didgeridoo aus der Gemeinde Utopia; beide wurden zwischen 2001 und 2005 gebaut.

Didgeridoo-Einordnung in Kategorien

Es finden sich verschiedene Arten von Instrumenten, gleichsam Instrumentkategorien, die mit der Herkunft und Fertigung des Didgeridoos zu tun haben (siehe dazu über die Authentizität von Didgeridoos):

  • Authentic Traditional Aboriginal Didgeridoo. Das Instrument wird von sog. Hütern oder Verwahrern (Custodians) hergestellt. Das sind Aborigines, die dazu befähigt wurden, die passenden endemischen Stämme auszusuchen, zu ernten, daraus Didgeridoos zu bauen und sie zu bemalen.
  • Aboriginal Didgeridoo. Auch diese stammen aus australischem Holz und werden von Aborigines geerntet, gebaut und bemalt, wobei diese jedoch keine Hüter oder Verwahrer sind (non-Custodian).
  • Aboriginal Art Didgeridoo. Diese Instrumente werden von nicht-indigenen Herstellern aus endemischem Eucalyptus gebaut und von Aborigines bemalt.
  • Australian Didgeridoo. Hier kommt nur noch die Herstellung des Instruments aus australischem Holz (meist Eucalyptus, auch minderwertig) zum Tragen. Wer sie wo und wie bemalt, spielt keine Rolle. Oftmals werden Hölzer in Australien in Masse geschlagen und nach Indonesien zum Bemalen gebracht und dann wieder reimportiert.
  • Didgeridoo. Der ganze Rest.